Ein fast unerträglich heißer Samstag im Rheinland im August: Mit meiner Freundin bin ich ins Thermalbad mit Außenbecken und schattigem Saunagarten aufgebrochen, um halbwegs entspannt die Hitze des Tages zu überstehen. In der Umkleidekabine piepst mein Handy, eine Nachricht kommt rein. Besser das Handy im Spind lassen und auf Stumm schalten, wenn wir im Bad sind, denke ich, schaue dann aber doch nach, wer mir Samstagmittag schreibt. Ungläubig lese ich meinen Posteingang: Eine Literaturagentur hat mich kontaktiert, ob ich mir vorstellen könnte, das Thema „Armenien“ in der Reihe „111 Gründe, dieses und jenes zu lieben“ zu beackern!
Von meinen Erlebnissen im Kaukasus zu berichten fiel mir bisher immer sehr leicht. So viele schöne Begegnungen und Erlebnisse, Landschaften und Genüsse, da war lediglich die Auswahl manchmal schwer. Nach meiner Rückkehr von meiner Studienreise zu den Armeniern im Iran ging es mir jedoch ganz anders. Mehrere Iran-Kennerinnen und -Kenner hatten mir en détail eingeschärft, worüber ich auf keinen Fall schreiben dürfe, nicht nur um meiner selbst willen, sondern auch zum Schutz meiner Gastgeber. Viele Dinge, sowohl sehr schöne als auch umso irritierendere, kann ich hier also gar nicht schildern, meine Meinung zu so Einigem noch umso weniger.
Doch der Iran ist für viele Menschen im Westen so fremdartig und unbekannt, das Leben der armenischen Minderheit dort noch umso mehr, dass immer noch genügend Berichtenswertes für mich übrigbleibt, Hunderte von Fotos kommen dazu.
Nun bin ich bald drei Monate zurück in Deutschland nach meinen drei Jahren in Armenien. “Hast Du Dich denn schon wieder eingelebt? Vermisst Du Armenien?” bin ich in den letzten Wochen und Monaten oft gefragt worden. Das finde ich aber eigentlich nicht die wirklich interessanten Fragen. Ich wohne wieder in meiner schönen Wohnung in Bonn, in Armenien habe ich drei wunderbare, einmalige Jahre erlebt und bin gleichzeitig glücklich, wieder zu Hause zu sein.
Aber die eigentliche Frage ist doch: Was bleibt davon übrig außer Fotos und Reise-Erinnerungen? Schon in den letzten Wochen vor der Rückreise habe ich daher eine kleine Liste in die Memo-Funktion meines Handys getippt, die Dinge, die ich in Armenien gelernt habe:
Vor ziemlich genau zwei Jahren war meine schwäbisch-rheinländische Besuchergruppe das erste Mal in Armenien. Nun, in meinem letzten Jahr im Kaukasus, stellte sich meinen Eltern die Frage, ob sie nochmal kommen möchten, solange ich noch hier bin, oder auch nicht. Ich überzeuge sie schließlich mit dem Vorschlag, erst nach Tbilissi zu fliegen und nach zwei Tagen Georgien über Land nach Armenien zu fahren. Zudem überlege ich mir ein Programm, das gezielt in die Landesecken Armeniens führt, die sie bei ihrem ersten Besuch noch nicht gesehen haben. Auch meine Freunde sind mit Begeisterung wieder dabei, ein eingespieltes Team ist also bereit, neue Seiten des Kaukasus zu entdecken.
Eine meiner vielen Routinevorbereitungen, wenn sich mal wieder Freunde aus Deutschland bei mir in Armenien ankündigen, ist nicht nur die Reservierung meiner Lieblingshotels in den Provinzen oder das Buchen des Mietwagens, sondern oft – eigentlich immer, wenn Frauen dabei sind – eine Terminvereinbarung im Beauty Salon AYK.
Auch diesmal ging das wieder so: Um halb fünf Uhr nachts mit dem Flieger gelandet, um zwölf Uhr Mittags bei Hayk auf der Couch. Mein armenischer Lieblingsfrisör freute sich diesmal besonders, hatten meine Freundin und ich doch gleich vier weitere Kundinnen mitgebracht!
Oder anders gesagt „Tiflis liebt Dich“ – so heißt das kostenlose W-Lan-Netz, das durch die Tifliser Straßen schwirrt und zuverlässig dafür sorgt, dass die Besucher möglichst schnell und bequem die Fotos dieser schönen Stadt mit ihren Lieben daheim teilen oder in die ganze Welt schicken können. Und ich kann nur antworten, ich liebe Tiflis und habe jetzt festgestellt, dass ich schon zu lange nicht mehr da war. Zwei Jahre sind seit meinem letzten Besuch vergangen, zu viel war in Armenien zu bereisen und zu erleben und im Rest der Region. Tiflis kannte ich ja schon - dachte ich … Aber während meiner viertägigen Dienstreise nach Georgien Anfang Februar hatte ich dank meiner geschickten Reise- und der sehr schönen Programmplanung der Kollegen vor und nach der Arbeit viele Gelegenheiten, durch die Stadt zu streifen, Neues zu entdecken – und in der Umgebung der Stadt noch mehr als nur nebelumwallte Klöster bei Schneefall zu besichtigen, denn sogar das Wetter war diesmal auf meiner Seite.
Anfang Juni hatte sich wieder Besuch aus Deutschlands Südwesten bei mir in Armenien angemeldet und die Reiseagentur Silvia wurde erneut aktiv. Denn inzwischen höre ich des Öfteren von meinen Freunden den Scherz, dass ich, wenn ich irgendwann beruflich mal keine Alternative mehr hätte, auch eine Reiseagentur aufmachen könnte.
Bis dahin plane ich nur in der Freizeit erneut ein Programm, um in acht Tagen möglichst viel von Armenien zu sehen und zu erleben – sowohl im Hinblick auf die verschiedenen Regionen als auch auf unterschiedliche Sehenswürdigkeiten.
Nun, Klöster habe ich in den letzten anderthalb Jahren in Armenien schon viele besucht, bis zur ersten Kellerei hat es dann doch ein wenig gedauert. Die Endprodukte derselbigen waren mir natürlich aus gelegentlichen Besuchen von einigen der vielen Weinbars in Yerevan durchaus vertraut, Betriebe fehlten mir aber noch.
Heute ist nicht nur der zweite Advent, ich erlebe nun auch schon zum zweiten Mal die Adventszeit in Yerevan. Allerdings ist mir in diesem Jahr noch bewusster als 2015, dass in dieser ganz besonderen Zeit hier doch so Einiges anders ist als in Deutschland.
In wenigen Stunden geht mein Flug nach Deutschland, zunächst zur Arbeit in Bonn und dann zum anschließendem Urlaub im Schwäbischen. Ich kann es immer noch kaum glauben, wie rasch die Monate hier in Armenien für mich verflogen sind.
Für meinen letzten Beitrag vor der Sommerpause habe ich einige meiner Lieblingsbilder der letzten Wochen für Euch zusammengesucht – es war wirklich schwer, diese Auswahl zu treffen …
Im Mai hatte ich eine fünfköpfige Schwaben-Rheinländergruppe zu Gast, die - meist mit mir zusammen - zehn Tage lang Armenien erkundet hat. Meine Eltern kamen zu Besuch und brachten gleich noch drei meiner Freunde mit. Um organisatorisch bei dieser großen Gruppe auf der sicheren Seite zu bleiben, habe ich mit ihnen nur Orte besucht, in denen ich mich bereits auskannte. Was also nun über diese Reise schreiben, wenn ich so gut wie alle Stationen schon mal beschrieben habe? Das habe ich am Ende der zehn Tage dann auch die Gruppe gefragt. Ich wollte von ihnen wissen, was ihnen besonders gut gefallen hat, nicht nur Touristen-Ziele, sondern auch alle anderen Dinge, die im Vergleich zum Schwaben- oder Rheinland anders sind. Und ich ließ mir ebenfalls berichten, was ihnen sonst noch aufgefallen ist, auch, was sie aus Armenien in Deutschland vermissen werden. Und schon gibt es für meinen Blog über Armenien jede Menge Neues zu berichten: