Surj – im Land der Kaffeekenner und –liebhaber

Geliebtes Schäumchen

In Italien nennt man es café con crema, hier sagt man: Kaffee mit Liebe. Denn wenn der armenische Kaffee mit besonders viel Liebe zubereitet, dann bildet sich das Schäumchen obendrauf besonders schön – Kaffee mit Liebe eben. Meine Kollegin ist Meisterin darin, und der Kaffee darunter schmeckt noch besser.

 

Kaffee ist in Armenien jedoch nicht nur als Büro-Doping beliebt. Auch viele Ladenbesitzer stehen nachmittags gerne mit einem Tässchen vor ihrem Geschäft in der Sonne. Hier sieht man die Überreste einer Kaffeepause vor dem Museumsladen im Kloster Noravank.

Gekonnt einkaufen

Zu so einem gepflegten Tässchen gehört auch das entsprechende Kaffeepulver als Ausgangsprodukt. In den hiesigen Supermärkten kann man dieses natürlich fertig gemahlen in verschiedenen Qualitäten kaufen. Daneben findet sich aber immer auch ein Regal mit ganzen Kaffeebohnen. In ganz kleinen Lädchen nur vier Sorten, größere haben acht bis zwölf Schütten.

 

Von meinen Kolleginnen habe ich gelernt, dass man noch mehr Auswahl und noch bessere Qualität im Kaffeeladen bekommt. In der Nähe meiner Wohnung ist ein „Tschaikoff“-Laden. „Roskaffee Nr. 3“ ist die gute Büro-Qualität und Gold ist dann das Spitzenprodukt. Also gehe ich am Samstag in den Kaffeeladen und kaufe die Nr. 3. 

Der Duft im Geschäft ist unglaublich intensiv und lecker. Hinzu kommt, dass mich das Päckchen Kaffee Nr. 3 weniger kostet als die Packung Kekse, die ich noch dazu mitnehme. Das soll mal jemand verstehen …

Geschickt zubereiten

Zu guter Letzt sollte ich jetzt vielleicht noch verraten, wie man aus Nr. 3 und viel Liebe dann ein original armenisches Käffchen kocht. Glücklicherweise gibt es hierzu ein ganz wunderbares Video, das die Zubereitung in allen Details und Tricks sehr schön erklärt, und das auch noch auf Englisch:

Ich glaube, am wichtigsten ist dabei wirklich das Beobachten des Kaffeekännchens, gerade auch in Büroküchen …


Nach einiger Zeit habe ich mich dann selbst an das Abenteuer armenischen Kaffee gewagt und mir eine Grundausrüstung, bestehend aus dem passenden Kaffeepulver und einem – allerdings elektrischen – Kaffeekännchen besorgt.

Nun – mit der Liebe für das Schäumchen muss ich zwar noch ein wenig weiter üben, aber geschmeckt hat es.

Gelüste unterwegs

In Yerevan ein Café zu finden ist nicht schwer – untertrieben gesagt. Die lokale Kaffeekette Jazzve findet sich an fast jeder Ecke, dazu noch viele weitere Konditoreien, Bäckereien, Bistros und und und. Was sie alle vereint ist, dass sie natürlich auch Kaffee in allen Farben und Formen verkaufen. 

Und wenn das Bedürfnis nach einem Kaffee unterwegs allzu dringlich ist? Dann gibt es auch noch Kaffeeautomaten! Was das Bild hier nicht zeigt: Der Automat blinkt und düdelt noch dazu.

 

Meistens ist er mit einer bunten Lichterkette und Lautsprechern ausgestattet, manchmal auch - wie hier - gleich mit einem Monitor, auf dem dann Musikvideos laufen. Und ich sehe tatsächlich auch des öfteren Passanten, die sich daraus ihren rettenden Kaffee holen …

 

Und wer sich nun noch fragt, was das erste Wort des Artikels bedeutet? Surj ist Armenisch für Käffchen.

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Kommentare: 2
  • #1

    Frauke (Montag, 09 November 2015 18:57)

    Das hört sich nach echtem Genuss beim Kaffeetrinken an! Und das Beobachten des Kaffees beim "heiß werden, aber nicht aufkochen" hat bestimmt etwas Meditatives... In diesem Sinne wünsche ich Dir weiterhin schöne Kaffee-Zeiten!

  • #2

    Peter (Dienstag, 10 November 2015 07:24)

    Lechz... jetzt bin ich mir sicher: Ich muss mal Urlaub in Armenien machen!